Sebastian Vettel (Ferrari): «Ich bin voll Adrenalin»
Der Vettel-Finger ist zurück
Auch Formel-1-Champion Jenson Button wunderte sich: «Ich kann es nicht fassen, dass es schon 17 Rennwochenenden her ist, seit wir Sebastian Vettel auf der Pole-Position erlebt haben.» Tatsächlich: Vor Vettels feiner Fahrt auf den besten Startplatz in Kanada stand der vierfache Weltmeister letztmals in Hockenheim 2018 auf der Pole-Position. Es ist die 56. Pole für den Heppenheimer und seine fünfte in Montreal nach 2011, 2012, 2013 und 2018.
Vettel begann am Funk spontan zu singen vor Freude, während der Kommandostand eher nüchtern Gratulationen absetzte. Dann federte Sebastian aus dem Wagen, sichtlich unter Strom: «Ich bin noch immer voller Adrenalin! Der Kerl da drüben ist verdammt gut, es ist ein hartes Stück Arbeit, ihn zu schlagen.» Der Kerl da drüben war Lewis Hamilton, wenige Meter entfernt, als Vettel das erste Interview gab.
«Das Auto ist im Verlauf des Trainings immer besser geworden, es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du merkst, dass der Wagen mehr und mehr Haftung aufbaut, weil ja auch die Piste immer schneller wird. Das war eine grandiose Runde, eine jener Runden, in welcher du spürst, wie der Wagen förmlich lebt. Ich bin sehr glücklich für das ganze Ferrari-Team.»
«Was für ein Tag! Es ist so lange her, dass ich dieses Gefühl kosten durfte. Ich bin froh, dass wir hier in besserer Form sind als während der vergangenen Wochen. Aber der wahre Job kommt erst am Sonntag. Ich bin noch immer aufgekratzt, ich würde am liebsten rausfahren und die Runde nochmals machen! Das war die pure Freude. Bis zum Schluss war nicht klar, ob Hamilton noch schneller sein würde. Ich war so erleichtert, als mir meine Jungs sagten, dass es für die Pole gereicht hat.»
Die Dauerläufe am Freitag hatten nicht so toll ausgesehen, Mercedes gab den Ton an. Auf die Frage, wie der Ferrari denn so im Long-run sei, grinst Vettel: «Es war grauenvoll! Aber heute lag der Wagen erheblich besser, das nehmen wir als Aufmunterung in den Samstag mit. Zudem können wir mit dem mittelharten Reifen ins Rennen gehen, weil wir im zweiten Quali-Segment auf den roten Reifen verzichten konnten. Auch von daher dürfen wir also dem Grand Prix optimistisch entgegensehen.»
«Ich fühle mich gut, das Auto war heute klasse, ich weiss aber auch, dass Mercedes im Rennen sehr stark sein wird. Es wird nicht leicht sein, Lewis hinter mir zu halten. Auch im Rennen werde ich Einiges wagen müssen – in der Quali wie im Grand Prix kommst du den Mauern verflixt nahe. Wenn dann alles passt, und du bist Schnellster, dann ist das ein unbeschreibliches Gefühl.»