Ferrari-Junior Mick Schumacher: Zweitbester in Ungarn
Am Grand-Prix-Wochenende in Deutschland hat die Formel 2 einmal ausgesetzt, sehr zum Bedauern der Hockenheim-Besucher. Immerhin bekamen sie den jungen Mick Schumacher im Grand-Prix-Renner seines Vaters Michael Schumacher zu sehen. In Ungarn geht die erste F2-Saison von Formel-3-Europameister Schumacher weiter, im Zwischenklassement liegt der 20-Jährige auf dem 14. Rang.
Prema-Teamchef René Rosin: «Mick hat bei den vergangenen Läufen bewiesen, wie talentiert er ist. Er muss es jetzt nur schaffen, ein reibungslosen Wochenende hinzulegen. Dann kommen auch die Ergebnisse.»
Die Ausgangslage unter den Titelkandidaten: Der Niederländer Nyck de Vries führt, mit 170 Punkten, seine hartnäckigsten Verfolger sind der Kanadier Nicholas Latifi (139 Punkte), der Italiener Luca Ghiotto (122) und der Brasilianer Sérgio Sette Camara (121). Noch haben wir fünf Formel-2-Wochenden vor uns, jeweils mit einem Hauptrennen und einem Spritrennen – Ungarn, Belgien, Italien, Russland und Abu Dhabi. Latifi weiss: «Ich kann mir bis zum Finale von Abu Dhabi keine Nullrunden mehr leisten, wenn ich Nycky einholen will. Ich weiss, der Speed ist da. Nun brauche ich jedoch konstant Spitzenergebnisse.»
Der Zeitplan der Formel-2-Fahrer ist gedrängt: Nur 45 Minuten freies Training, dann geht es bereits in die Quali, welche lediglich 30 Minuten dauert.
Das freie F2-Training begann bei bei 23 Grad und mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 40 Prozent. Umso wichtiger, viele Runden fahren zu können, um auf der ungarischen Strecke in einen guten Rhythmus zu kommen.
Schon im freien Training war zu beobachten, was im Qualifying ein grosses Thema sein wird: eine freie Runde zu erhalten. Die Piloten standen sich in der letzten Kurve vor Start und Ziel auf den Rädern herum. Latifi konnte eine Auffahrkollision mit Müh und Not vermeiden, der Kanadier war auf einer schnellen Runde, Juan Manuel Correa auf einer Aufwärmrunde.
Erster Aufreger: Dreher von Prema-Fahrer Sean Gelael, virtuelle Safety-Car-Phase. Der Indonesier lag zu diesem Zeitpunkt auf Rang 6, vom Speed her auf der Höhe von Mick Schumacher. Gelael konnte seinen Wagen nicht wieder in Gang setzen. Schnellster Mann zu diesem Zeitpunkt: Renault-Nachwuchsfahrer Anthoine Hubert.
Nach einer Viertelstunde tauchte Mick Schumacher auf dem zweiten Zwischenrang hinter de Vries auf. Kurz darauf rutschte GP3-Champion Hubert in der ersten Kurve von der Bahn, nachdem er sich übel verbremst hatte, das linke Vorderrad war kurz stehengeblieben. Der Franzose konnte weitermachen, der Reifen war hin.
Immer wieder schauten die Fahrer zum Himmel hoch. Regen nahte, sollte aber erst fallen, wenn das Training der Formel-1-Nachwuchsleute zu Ende geht. Bei verhältnismässig niedrigen Pistentemperaturen (35 bis 38 Grad) hatten die Fahrer mit ihren Autos alle Hände voll zu tun.
Nach Hälfte des Trainings hatte Latifi noch immer keine gezeitete Runde, beide Versuche zuvor waren von im Weg stehenden Gegnern ruiniert worden. Und wieder kam Latifi nicht weit – Unfall des Schweizers Ralph Boschung mit dem Renner von Trident, rote Flagge. Bilder aus Kurve 1 zeigten, wie von den Reifen Rauch aufstieg, dann knallte Boschung links in die Leitschienen und rutschte dann geradeaus in die Sturzzone. Boschung konnte selber aussteigen und schien okay zu sein, begab sich aber sicherheitshalber ins Pistenkrankenhaus. Zum Zeitpunkt der rauchenden Reifen war Boschung schon aus dem Bild verschwunden, noch ist unklar, ob es sich um ein Problem mit dem Fahrzeug oder um einen Fahrfehler gehandelt hat.
Latifi wurde erneut aufgehalten, dieses Mal von Tatiana Calderón, in der Boxengasse. Der Kanadier zeigt mit der Hand, wie erfreut er darüber war. Kurz darauf würgte Calderón den Motor ab, als sie einen Probestart zeigen wollte.
Dann verrauchte auch Mick Schumacher bei der Anfahrt zur ersten Kurve seine Reifen. Und auch de Vries war nicht fehlerfrei: ebenfalls Dreher, dann stand ihm Sette Camara im Weg.
Am Ende behielt Tabellenführer de Vries die beste Zeit, vor Mick Schumacher, dann Renault-Nachwuchsmann Anthoine Hubert, Jordan King, Guanyu Zhou, ein weiterer Renault-Schützling, Jack Aitken, Sérgio Sette Camara und Luca Ghiotto.
Nyck de Vries bleibt also auf Kurs und sagt: «Ich ändere meine Vorgehensweise nicht. Ich nehme ein Rennen ums andere und versuche, es zu gewinnen. Wenn ich merke, dass ein Sieg nicht drinliegt, dann probiere ich, das bestmögliche Ergebnis zu erkämpfen. Wo mich das hinbringt, dann sehen wir dann.»