Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Jules Bianchi: Fahrerkollegen stehen unter Schock

Von Mathias Brunner
Felipe Massa und Fernando Alonso

Felipe Massa und Fernando Alonso

So eine Fahrerrunde hat es im Rahmen einer FIA-Pressekonferenz noch nie gegeben: Die sechs Piloten sind vom schweren Unfall von Jules Bianchi sichtlich gezeichnet und den Tränen nahe.

Die Fahrer wählen ihre Worte mit Bedacht, einige von ihnen wirken den Tränen nahe, besonders Felipe Massa: Wenige Tage nach dem schlimmen Unfall von Jules Bianchi sprechen sie mit erstaunlicher Offenheit über ihre Gefühle.

Fernando Alonso: «Alle Gedanken drehen sich um Jules. Fahrer haben generell viel Respekt für den anderen, weil wir wissen, wie der andere tickt. Bei solchen Unfällen fehlen uns dann die Worte. Das hier ist ein emotional extremes Wochenende für alle, auch für mich, denn ich kenne Jules gut. Wir beten für ihn.»

Adrian Sutil ist in einer besonderen Lage, denn er hat den Unfall mit eigenen Augen gesehen. Der Deutsche seufzt: «Es fällt mir schwer, darüber zu reden. Ein schockierender Moment für alle, auch für mich. Inzwischen werden wohl alle die Bilder gesehen haben. Es bleibt uns nichts als Beten. Wir können nur hoffen, dass wir bald etwas Gutes hören. Hier in Russland werden wir alle von einer dunklen Wolke begleitet, egal, wie schön das Wetter ist. Wir müssen uns nun auf unseren Job konzentrieren, aber ich gebe zu – einfach ist es nicht, aus dieser düsteren Stimmung herauszukommen.»

Felipe Massa sagt sogar: «Japan war schlimmste Rennen meines Lebens. Schlimmer noch als mein eigener Unfall in Ungarn, denn davon weiss ich nichts mehr. Es ist ganz seltsam, das Tageswerk in Angriff zu nehmen, weil ich ständig wieder an den armen Jules denken muss. Vielleicht wird es morgen besser, wenn ich von der Arbeit beschäftigt bin. Heute finde ich das sehr schwierig. Natürlich denkst du auch daran, aufzuhören, wenn solche Moment passieren. Aber dann denkst du daran – dies ist mein Job, dies ist meine Berufung, ich liebe das Fahren, und die negativen Gedanken verschwinden.»

Daniil Kvyat sagt: «Ich bin so schockiert wie alle anderen. Niemand war auf so etwas vorbereitet. Ich wünschte mir so, wir würden aus Japan bald etwas Positives hören. So lange haben wir in der Formel 1 Glück gehabt und nun das. Meine Gedanken driften ständig zu ihm zurück. Ich bin hier komplett hin- und hergerissen. Denn ich muss ständig an Bianchi denken, aber gleichzeitig stehe ich hier vorm dem wichtigsten Rennen meiner Karriere, mit dem ersten Rennen in Russland. Das sollte mich natürlich freuen, aber es fühlt sich seltsam an, so zu denken.»

Jenson Button: «Mir geht es genauso wie den Kollegen, ich kann nicht viel hinzu fügen, weil ich ihre Gefühle teile. Wenn ein Kollege im Krankenhaus liegt, krampft es dir automatisch den Magen zusammen. Wir stehen hier alle unter Schock.»

Sebastian Vettel meint: «Es fällt mir schwer, das alles zu verdauen. Die Verhältnisse waren sehr schwierig, viel Raum für Fehler gab es da nicht. Bei Jules haben die unglücklichsten Umstände zu einer Katastrophe geführt. Ich kann ihm und seiner Familie nur das Beste wünschen. Natürlich müssen wir aus dem Unfall etwas lernen. Aber wir müssen uns auch darüber klar sein, dass wir in extremen Autos sitzen, die sehr schnell unterwegs sind. Die Gefahr fährt immer mit, vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, wieso du dich als Rennpilot beim Fahren so frei fühlst.»

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