Sieg Sebastian Vettel: 553 Tage Ferrari-Frust beendet
Riesenfreude bei Ferrari nach dem Sieg von Sebastian Vettel
Wer wissen will, das wahre Freude ist, der musste am Sonntagabend nach dem Australien-GP nur bei Ferrari vorbeischauen. Ein Blick in die Gesichter der Ferrari-Mitarbeiter reichte. Nach 553 Tagen ohne Sieg endlich wieder ein Triumph für den berühmtesten Rennstall der Welt – das liess in Melbourne niemanden kalt.
Nach dem 225. GP-Erfolg von Ferrari steht fest: Erstmals nach vier Jahren führt Ferrari in der Formel 1 wieder in der Konstrukteurswertung (damals nach den Rängen 2 von Fernando Alonso und 4 von Felipe Massa beim Saisonstart 2013 im Albert-Park), erstmals seit Oktober 2012 und Alonso ist ein Ferrari-Pilot WM-Leader, damals nach dem Japan-GP. Vettel hat mit seinem vierten Sieg für Ferrari (seinem 43. insgesamt) die Erfolgsquote der früheren Ferrari-Piloten John Surtees, Clay Regazzoni und Eddie Irvine erreicht.
Kimi Räikkönen hat mit seiner besten Rennrunde die persönliche Bilanz auf 44 verbessert, vor ihm liegt in der ewigen Bestenliste nur der grosse Michael Schumacher (77).
Während Don Paolo Monelli in Maranello wie üblich nach einem Ferrari-Sieg die Glocken der Kirche San Biagio läuten liess, meldete sich der langjährige Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo zu Wort: «Ich freue mich wahnsinnig für Ferrari. Sie hatten das schnellste Auto. Vielleicht hat Mercedes mit Lewis Hamilton einen Fehler gemacht und ihn zu früh an die Box geholt. Aber dann war Vettel unantastbar.»
Ferrari hatte schon im Testwinter einen bärenstarken Eindruck gemacht. Aber die Italiener waren sich ihrer Sache nicht sicher. Auch 2015 und 2016 hatten sie bei den Probefahrten die besten Zeiten gezeigt, und dann wurden sie von Mercedes gedemütigt. Viele Insider waren vor Australien sicher: Mercedes-Benz kann erheblich mehr.
Teamchef Maurizio Arrivabene hat den ganzen Winter über so gut wie kein Wort mit den Medien gesprochen. «Es wäre nicht folgerichtig, würde ich nun losplappern», sagte er im Fahrerlager des Albert-Park. «Daher nur so viel – ich bin glücklich. Dieser Ferrari ist die Frucht der Arbeit von sehr vielen Menschen, wir haben ein fabelhaftes Auto. Aber wir haben jetzt einen von zwanzig Grand Prix hinter uns. Die Anderen sind stark. Aber ich schätze, das eine oder andere Mal sollten wir sie einbremsen können.»
Arrivabene ist nicht der Ansicht, dass der Sieg ein Kind der korrekten Strategie war: «Nein, diesen Erfolg haben wir eingefahren, weil wir en tolles Auto haben.» Auf die Frage, ob es das perfekte Wochenende gewesen sei, grinst Maurizio: «Nein, perfekt wäre es, wenn beide Ferrari-Fahrer auf dem Podest stehen.»