Sebastian Vettel – Lewis Hamilton: So geht’s weiter
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel nach dem China-GP
Was ist in der Formel 1 Dominanz? Vermutlich dies: Wenn ein Pilot im Abschlusstraining Bestzeit fährt, von der Pole in Führung geht, den ersten Platz bis ins Ziel nie abgibt und auf dem Weg zum GP-Triumph auch die schnellste Rennrunde fährt. Dieser Rennsport-Grand Slam ist Lewis Hamilton in China zum dritten Mal in seiner Karriere gelungen (nach Malaysia 2014 und Italien 2015).
Besser gemacht haben das in der Formel 1 nur der unvergessene Jim Clark (unfassbare acht Mal), Alberto Ascari und Michael Schumacher (je fünf Mal) sowie Jackie Stewart, Ayrton Senna, Nigel Mansell und Sebastian Vettel (je vier Mal).
Hamilton ist mit seinem Sieg in Shanghai zum 106. Mal auf einem Formel-1-Siegerpodest gestanden, damit liegt er in der ewigen Bestenliste gleichauf mit Alain Prost – nur Michael Schumacher schaffte das noch öfter (155 Mal).
Mit seiner 63. Pole rückte Hamilton am Samstag überdies seinem Idol Ayrton Senna immer näher (65 Pole-Positions), und Michael Schumachers Rekord von 68 Poles ist noch in diesem Jahr zu knacken.
Hamilton bleibt bescheiden: «Ayrton hat das an viel weniger Rennwochenenden erreicht als ich.»
Auf dem Papier sieht der Sieg von Hamilton dominant aus, aber das China-Wochenende hat gezeigt: Ferrari ist ein echter Herausforderer von Mercedes-Benz.
Lewis: «Es ist ein wenig überwältigend, ein solches Wochenende erleben zu dürfen. Letztlich bin ich nur Teil einer gewaltigen Kette. Wir haben tausende von Mitarbeitern, deren Arbeit in so einem tollen Wagen für mich gipfelt. Mein Sieg ist auch ihrer, ich hoffe, sie lassen es tüchtig krachen.»
«Ich hoffe, ich kann ihnen vermitteln – wir stecken hier in einem echten Kampf. Ich gehe davon aus: Das bleibt zwischen uns und Ferrari eine enge Kiste. Hier in China hatten wir die Nase vorn. Aber es gab auch Phasen im Rennen, da konnte ich keine so schnellen Runden fahren wie Seb.»
Sebastian Vettel ist ganz Pragmatiker: «Ich versuche, mich nicht verwirren zu lassen. In der Regel hat der Fahrer, der die karierte Flagge als Erster sieht, den GP-Triumph auch verdient. Lewis und seine Jungs haben heute den besten Job gemacht.»
«Im Rennen wollte ich über Funk wissen, um wieviel schneller ich fahren muss, um Lewis einzuholen. Die Antwort: Mehr als eine halbe Sekunde pro Runde. Ich habe nicht lockergelassen, denn in der Formel 1 weisst du nie. Es kann ja auch mal passieren, dass der Leader auf einmal ein Problem hat. Ich wollte den Druck auf dem Kessel halten. Wie mit Lewis dann gesagt hat, musste er sich strecken – das ist für uns eine gute Nachricht.»
Viele Fans glauben: Wäre Vettel nicht so lange hinter Kimi Räikkönen hergefahren, hätte er vielleicht zur Spitze aufschliessen können.
Vettel selber meint: «Ach, wäre, könnte, sollte, hätte. Lewis war sauschnell, Punkt. Sie haben ein starkes Rennen gefahren, alles Weitere lohnt sich nicht zu diskutieren. Wir sind auf Rang 2 ins Ziel gekommen und haben tüchtig Punkte eingeheimst, damit dürfen wir sehr glücklich sein. Noch wichtiger: Ich hatte Spass am Rennen.»
«Ja, das Überholen ist schwieriger geworden, aber so sollte es auch sein – du musst dir das echt verdienen, und es ist ein schönes Gefühl, wenn es klappt. Überholmanöver sollte es nicht gratis geben, in dem du einfach die Heckflügelklappe verstellst.»
Die Frage ist nun: Wie geht es nach Sebastian Vettels Sieg in Melbourne und dem Triumph von Hamilton in Shanghai weiter? Was ist beim Bahrain-GP vom 16. April zu erwarten?
Sebastian Vettel: «Wenn wir Mercedes erneut auf den Zehenspitzen halten, dann wäre das fabelhaft. Wir wissen, wo wir überall zulegen wollen, wir möchten uns auf uns selber konzentrieren. Ich habe für Bahrain keine Erwartungen.»