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Tod von Anthoine Hubert: FIA veröffentlicht Bericht

Von Mathias Brunner
Anthoine Hubert verlor am 31. August 2019 sein Leben

Anthoine Hubert verlor am 31. August 2019 sein Leben

​Der Autoverband FIA legt den Untersuchungsbericht zum schrecklichen Unfall von Spa-Francorchamps vor. Am 31. August 2019 starb Anthoine Hubert, Juan Manuel Correa wurde schwer verletzt.

Die Renngemeine wurde tief erschüttert: Am Formel-2-Rennen von Spa-Francorchamps am 31. August 2019 kam es zu einem üblen Unfall, der Franzose Anthoine Hubert wurde mit nur 22 Jahren aus dem Leben gerissen, der US-Amerikaner Juan Manuel Correa wurde schwer verletzt. Nun legt der Automobil-Weltverband FIA den Abschlussbericht zum Unfall vor. Ab hier zitieren wir die FIA.

Die Untersuchung schloss Interviews mit den Beteiligten ein, die Inspektion der Unfallfahrzeuge sowie der Unfallstelle, Analyse von Bildmaterial sowie der Bord-Daten der Rennwagen. Vorsitz der Untersuchungskommission hatte Professor Gérard Saillant. Die Erkenntnisse wurden von Sir Patrick Head anerkannt, dem Chef der FIA-Sicherheitskommission, und anschliessend dem FIA-Weltrat vorgelegt.

Die Untersuchung konzentrierte sich auf vier in den Unfall verwickelte Wagen: Nummer 19 von Anthoine Hubert, Nummer 12 von Juan Manuel Correa, Nummer 20 von Giuliano Alesi sowie Nummer 21 von Ralph Boschung.

Auslöser der Unfallkaskade, die insgesamt 14,6 Sekunden dauerte, war Alesi in Runde, als er am Ausgang der Eau Rouge die Kontrolle über seinen Wagen verlor und links von der Ideallinie geriet, bevor er rückwärts in die Leitschiene einschlug und in Raidillon auf die Piste zurücktrudelte. Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass der Grund für den Dreher von Alesi mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Druckverlust des rechten Hinterreifens gewesen ist.

Durch den Aufschlag von Alesis Renner in die Leitschiene wurden viele Trümmerteile auf die Bahn verteilt. Um den Wagen von Alesi und diese Trümmerteile zu vermeiden, lenkten Boschung und Hubert ihre Fahrzeuge nach rechts, dabei fuhren sie neben die Ideallinie, hinein in die Auslaufzone von Kurve 4 (Raidillon). Die Reaktion von Boschung und Hubert erfolgte zu einer Zeit, als noch keine gelben Flaggen gezeigt wurden, weil der Dreher von Alesi eben erst passiert war. 1,8 Sekunden nach dem Aufprall von Alesi in die Leitschienen wurden an Posten 5 erstmals gelbe Flaggen gezeigt.

Während dieses Manövers verzögerte Boschung abrupter als Hubert, der Franzose wich noch weiter nach rechts aus, um dem Wagen des Schweizers zu entgehen. Dennoch konnte er eine Kollision nicht vermeiden, der Wagen von Hubert verlor seinen Frontflügel, am Auto von Boschung enstand ein platter Reifen rechts hinten.

Beim Tempo von 262 km/h und ohne Frontflügel entglitt Hubert der Rennwagen aus der Beherrschung, das Auto fuhr rechts im Winkel von 40 Grad in die Pistenbegrenzung, es wurde dabei eine Belastung von 33,7g gemessen, dieser Aufprall passierte bei 216 km/h.

Nach dem Eintauchen in die Pistenbegrenzung wurde der sich drehende Wagen von Hubert auf die Bahn zurückgeschleudert, so dass die linke Seite quer zu weiter heranschiessenden Fahrzeugen stand.

In der Zwischenzeit erreichte Juan Manuel Correa den Unfallort von Alesi. Er hielt mehr oder weniger die Rennlinie, traf rechts auf der Bahn dann Teile von Alesis Wagen. Das passierte 1,5 Sekunden, nachdem die gelbe Flagge gezeigt worden war. Die Trümmerteile führten zu einer Beschädigung der Aufhängung rechts vorne und zum Verlust des Frontflügels. Correa war nicht mehr Herr des Wagens. Sein Auto wich nach rechts aus, in die Auslaufzone, wo es 1,6 Sekunden später auf das Fahrzeug von Hubert traf.

Dieser Aufprall geschah in einem Winkel von 86 Grad und bei einer Geschwindigkeit von 218 km/h, auf das Auto von Hubert, das so gut wie stillstand. Die Körper von Correa und Hubert wurden einer Belastung von 65,1 und 81,8g ausgesetzt.

Durch den gewaltigen Schlag wurde das Auto von Hubert nochmals auf 100 km/h beschleunigt und prallte ein zweites Mal in die Leitschienen, bevor es erneut auf die Bahn zurücktrudelte und umgekippt liegen blieb.

2,5 Sekunden nach der Kollision Correa–Hubert wurden doppelte gelbe Flaggen gezeigt, 2,7 Sekunden später rote Flaggen.

12 Sekunden, nachdem Alesi die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte, begaben sich Arzt und Rettung auf den Weg zur Unfallstelle. 54 Sekunden nach der roten Flagge waren Ärzte am Wagen von Hubert.

16 Sekunden nach der roten Flagge begann es unter dem Wagen von Correa zu brennen, wegen eines Benzinlecks. Das Feuer wurde von Streckenposten innerhalb von zwei Sekunden gelöscht. 69 Sekunden nach der roten Flagge waren Ärzte am Wagen von Correa.

Die Untersuchung kommt zu folgenden Erkenntnissen:

Eine Kettenreaktion führte zu einer ausgedehnten und komplizierten Unfallabfolge.

Der Aufprall von Correa geradewegs in die Seite des Wagens von Hubert erzeugte solch hohe Energie, dass ein Überleben des Franzosen nicht möglich war und der Amerikaner schwer verletzt wurde.

Es gab keinen einzelnen Grund für die Tragödie, sondern verschiedene Faktoren führten zum ungewöhnlichen Unfallablauf.

Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass sich kein Pilot unangemessen verhalten hat.

Die Reaktion von Streckenposten und medizinischem Personal war gut.

Die Verbesserung der Sicherheit ist ein Prozess, der nie stillsteht. Tiefergehende Erkenntnisse aus diesem Unfall und aus weiteren werden in die anhaltende Arbeit der FIA einfliessen, die Fahrzeuge weiter zu verbessern und die Piloten besser zu schützen.

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