MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Felipe Nasr 5. im Sauber: «Unglaubliches Wochenende!»

Von Mathias Brunner
Felipe Nasr: Bin ich wirklich Fünfter?

Felipe Nasr: Bin ich wirklich Fünfter?

Grandiose Darbietung von Sauber-Neuling Felipe Nasr: Rang 5 im ersten Grand Prix beim Saisobeginn in Melbourne (Australien): «Noch ist mir nicht klar, was ich erreicht habe.»
Felipe, wir haben nachgeschlagen: du hast das beste Ergebnis eines Formel-1-Piloten aus Brasilien beim GP-Debüt gezeigt.

Nicht übel, was?

Nein, wirklich nicht. Wie war das Rennen aus deiner Sicht?

Ein Honiglecken war es nicht, aber es passte zum ganzen Wochenende. Es ist schon aufwühlend genug, zum ersten GP-Wochenende zu kommen. Was dann mit Sauber passierte, muss ich nicht mehr erklären. Es war schwierig, die Konzentration zu behalten. Es wurde nicht einfacher, als ich das erste freie Training nicht fahren konnte. Das Rennergebnis nun ist eine unheimliche Erleichterung.

Was ist in Kurve 1 genau passiert?

Ich hatte grossen Respekt vor der ersten Kurve. Ich weiss aus früheren Australien-GP, wie oft es da krachen kann. Es wurde auch jetzt recht turbulent. Da waren drei Wagen nebeneinander. Ich berührte den Lotus von Maldonado. Zum Glück blieb mein Sauber unbeschädigt.

Beim Re-Start hat ein Toro Rosso vor mir ein wenig geschlafen, den konnte ich gleich überholen. Dann hatte ich freie Bahn und achtete besonders auf meine Reifen. Als Daniel Ricciardo im Red Bull Racing aufrückte, wollte ich mir auf keinen Fall einen Fehler erlauben. Strategie und Boxenstopp waren ideal. Aber wieder hatte ich Daniel im Nacken. Die Reifen funktionierten jedoch konstant, ich konnte Ricciardo eigentlich leicht hinter mir halten.

Gab es keine echte Gelegenheit für Ricciardo für einen Angriff?

Doch, einmal, in den Kurven 9 und 10, da war er schon sehr nahe. Der Red Bull Racing baut massiv Abtrieb auf, daher konnte er auf der Bremse und in den Kurven aufrücken. Aber unser Auto hatte die bessere Topspeed, also konnte ich ihm immer wieder davonziehen. Er war nahe, aber nicht nahe genug.

Monisha Kaltenborn hat gesagt, sie sei überrascht gewesen, wie ruhig du am Funk klingst. Warst du wirklich ruhig?

Ja – auch vor dem Rennen. Es war ganz seltsam, und ich war selber von mir ein wenig erstaunt. Das Team hatte mich ideal vorbereitet. Ich hatte den Eindruck, dass ich alles weiss, bevor ich ins Rennen gehe. Ich fühlte mich bereit.

Was ging dir durch den Kopf, als du über die Ziellinie gefahren bist?

(Beginnt zu lachen.) Wieviel Zeit habt ihr denn? Nein, da schiessen dir wirklich tausend Dinge durch den Kopf. Es ist eine Mischung aus Freude und Erleichterung, dir kommen all die Menschen in den Sinn, die dich alle Jahre über unterstützt haben, die Familie, die Freunde, die Helfer, Leute, mit welchen du in den verschiedenen Rennställen gearbeitet hast. Und da öffnen sich dann schon die Schleusen!

Ich musste viele Opfer erbringen, um in die Formel 1 zu gelangen. Der Weg war steinig. Das schliesslich zu schaffen und dann hier ein solches Ergebnis zu erringen, das ist schon sehr besonders. Nicht zu vergessen, dass Sauber ein ganz schwieriges Jahr hinter sich hatte und dieses Wochenende nicht unbedingt reibungslos verlaufen ist. Das alles macht es doppelt und dreifach süss. Vielleicht war dies das schwierigste Wochenende meiner ganzen Rennkarriere.

Apropos doppelt süss: Ist Rang 5 auch deine Art Antwort auf die Vorwürfe, dass du letztlich nur ein Bezahlfahrer sein sollst?

Diesen Vorwurf habe ich sowieso nicht verstanden. Wenn Red Bull einen guten Nachwuchsmann fördert und ihm so ein Cockpit ermöglicht und wenn meine Sponsoren mir helfen – wo bitte ist da der Unterschied? Ich hatte eben das Glück, dass ich immer Firmen fand, die mir zu helfen bereit waren. Ich habe nie selber für ein Auto zahlen müssen. Die ganze Paydriver-Diskussion finde ich komplett idiotisch. Mir ist lieber, ich habe ein halbes Dutzend brasilianischer Unternehmen, die mir vertrauen, als nur eine Firma. Nicht zu vergessen mein Manager Steve Robertson, der in meine Karriere investiert hat. Das hat er nur bei einem anderen Fahrer getan, bei Kimi Räikkönen. Ich wurde mit 16 als Rennfahrer schon bezahlt, das ist nicht meine Definition von Paydriver.

Was war im Rennen am schwierigsten?

Der Start und die erste Kurve. Ich wollte da heil durchkommen, das ist mir mit etwas Glück auch gelungen.

Wie geht es nun weiter?

Heute Abend werden wir feiern. Aber ich ertappe mich schon dabei, über Malaysia nachzudenken. Aufgrund des etwas speziellen Wochenendes haben wir hier das wahre Potenzial des Autos in Sachen Abstimmung noch gar nicht ausschöpfen können. Da kommt noch mehr. Und von mir auch, denn Sepang ist eine Strecke, die ich kenne. Für ein Team wie uns ist es ganz wichtig, in den ersten Rennen zu punkten, das müssen wir auch weiter tun.

Jetzt mal ehrlich: Ist dir wirklich klar, was du erreicht hast?

Die ganzen Leute reden jetzt von Senna und Fittipaldi und Piquet, und für mich fühlt sich das komplett unwirklich an. Vielleicht habe ich es morgen besser verstanden, was heute passiert ist.

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