Lotus wieder vor Gericht: Renault als Lebensretter?
Hier ist der Oberste Gerichtshof zuhause
Für Lotus war der Montag w?egweisender als der Renntag: nur zwanzig Stunden nach dem Italien-GP in Monza – bei dem beide Lotus schon in der zweiten Runde ausschieden – mussten sich Vertreter des Rennstalls vor dem Obersten Gerichtshof in London verantworten: : die Steuerbehörde Ihrer Majestät hatte den Antrag gestellt, den Rennstall für zahlungsunfähig zu erklären.
Richter Colin Birss musste dabei klären, ob ausstehende Zahlungen der so genannten direkten Steuern (Her Majesty's Revenue and Customs) dazu berechtigen, Lotus als insolvent einzustufen. Die direkten Steuern werden unmittelbar bei dem Steuerschuldner festgesetzt und erhoben. Zu den direkten Steuern zählen Steuern auf das Einkommen und das Vermögen.
Wohin Insolvenz bei einem Rennstall führen kann, haben wir im vergangenen Jahr bei Caterham und Marussia gesehen – Caterham trat nach einer kurzen Pause noch beim WM-Finale von Abu Dhabi an, konnte aber letztlich nicht gerettet werden und wurde aufgelöst; Marussia wurde gerettet und tritt heute als Manor-Marussia wieder in der Formel 1 an.
Richter Birss konnte bei der Anhörung offenbar davon überzeugt werden, Lotus mehr Zeit einzuräumen – er vertagte auf den 18. September, das ist der Freitag vor dem Singapur-GP.
Aus England sickert durch: Vertreter von Renault baten den Richter erfolgreich um einen Aufschub, weil bis zum nächsten Termin die Übernahme des Rennstalls mit grosser Wahrscheinlichkeit besiegelt sein wird und damit die Finanzprobleme von Lotus gelöst sein könnten.
Lotus arbeitet seit Monaten auf dem letzten Zacken: in Ungarn wollte Pirelli keine Reifen herausrücken, bis Rechnungen nicht beglichen sind, in Belgien wurde das Lotus-Material auf einen Antrag von Gläubigern hin beschlagnahmt, Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone musste mit Lohnzahlungen aushelfen.