Charles Leclerc, Ferrari: «Wir sind nicht beunruhigt»
Charles Leclerc
Wenn ein Ferrari gewinnt, dann läuten in Maranello die Kirchenglocken. Auch heute müssten die Glocken zum Schwingen gebracht werden – um Alarm zu läuten: Vier Rennen, vier Niederlagen, Ferrari in der Markenwertung weit hinter Mercedes zurück. Aber Charles Leclerc lässt sich nicht ins Bockshorn jagen: «Wir sind nicht beunruhigt», beteuert der 21-Jährige.
«Klar haben wir nicht erreicht, was wir an Ergebnissen herausfahren wollen», gibt der Formel-2-Champion von 2017 zu. «Aber es gibt auch sehr viele positive Aspekte. Wir haben ein gutes Auto ohne ausgesprochene Schwäche. Wir müssen dieses Fahrzeug nur besser verstehen, um alles aus ihm herauszuholen, unter allen Bedingungen. Gewiss, Mercedes zeigt starke Leistungen, aber wir wissen, dass wir das mindestens so gut hinkriegen.»
«Wir haben Fehler gemacht, auch in als Fehler, siehe Baku, dazu gab es technische Probleme, siehe Bahrain. Aber so etwas passiert im Rennsport. Wir lassen uns davon nicht aus der Ruhe bringen.»
Ist es fair zu fragen: Das grösste Problem von Ferrari besteht darin, die Reifen ins richtige Betriebsfenster zu bringen? Der gegenwärtige WM-Fünfte meint: «Wie immer in der Formel 1 geht es darum, alle Aspekte in Einklang zu bringen. Es liegt nicht nur an der Arbeit mit den Reifen oder am Chassis oder an der Aerodynamik oder an der richtigen Strategie. Ja, die Reifen der Generation 2019 erfordern eine steilere Lernkurve als früher, aber das geht ja allen im Fahrerlager so, nicht nur uns. Einige Rennställe tun sich da schwerer als andere.»
«Wir stehen nicht so schlecht aus, wie der WM-Stand vielleicht vorgaukelt. Einige gute Gelegenheiten sind uns durch die Lappen gegangen. Die Leistungsfähigkeit ist da, aber wir haben das volle Potenzial nicht ausgeschöpft.»
Ein Kollege schlägt die Brücke zur Champions League. Liverpool hat ein 0:3 gegen Barcelona noch umgedreht, Tottenham ist gegen Ajax Amsterdam ein kleines Fussballwunder gelungen. Ferrari liegt gegen Mercedes nun 0:4 hinten, können die Italiener das auch umdrehen? Charles schmunzelt: «Das will ich doch sehr hoffen. Ich finde, was im Fussball passiert ist, das ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man sich im Sport nie geschlagen geben darf und dass es immer eine Chance gibt.»
«Wenn es mal nicht so gut läuft, dann muss man zusammenstehen, sich nicht Angst machen lassen, vielmehr die Ruhe bewahren. Ja, es ist wichtig, dass wir hier schnell sind. Und wir wissen aus dem vergangenen Testwinter: Wir können das.»
Leclerc fährt in Sachen Speed auf Augenhöhe mit Sebastian Vettel, er hätte in Bahrain gewinnen und in Baku auf Pole-Position stehen müssen. Hat sich der Status von Leclerc bei Ferrari spürbar verändert? Der Monegasse meint: «Wenn sich etwas geändert hat, dann dies – ich kenne die Menschen inzwischen einfach besser. Ich glaube nicht, dass die Ergebnisse etwas verändert haben. Ich mache eigentlich nichts anders als sonst: Ich bin ganz auf meine Arbeit konzentriert und gebe mein Bestes. Was das Ansehen in der Öffentlichkeit angeht, so stehe ich vielleicht als Ferrari-Fahrer mehr im Rampenlicht. Möglicherweise hat es auch damit etwas zu tun, dass ich in den ganzen sozialen Netzwerken sehr präsent bin. Ich lese jedenfalls sehr viele aufmunternde Kommentare.»
Vor kurzem hat das Jacques Villeneuve sehr schön auf den Punkt gebracht: «Leclerc kommt kaum unter Beschuss. Auch nicht nach seinem Quali-Crash in Baku. Stellt euch vor, Vettel hätte sich das in Aserbaidschan zuschulden kommen lassen. Er wäre von den Fans und in den Medien für den gleichen Fehler fertiggemacht worden.»