Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Monza-Sieger Charles Leclerc: «Ferrari ist Magie»

Von Mathias Brunner
Chalres Leclerc

Chalres Leclerc

​Der Monegasse Charles Leclerc hat in Belgien triumphiert und nun in Monza. Im der WM hat der Monegasse Sebastian Vettel überholt, es steht 182:169, Leclerc ist WM-Vierter, nur drei Punkte hinter Max Verstappen.

Charles Leclerc setzt einen Karriere-Meilenstein nach dem anderen. Er wollte Autorennfahrer werden. Geschafft. Er wollte es bis in die Formel 1 schaffen. Abgehakt. Er wollte einen Werks-Ferrari fahren. Tut er seit Anfang 2019. Er wollte seinen ersten Sieg einfahren. In Belgien erreicht. Er wollte den Tifosi einen Ferrari-Triumph schenken. Auch dieser Stein steht. Wir wagen die Vorhersage: Der nächste Meilenstein wird WM-Titel heissen.

Nach seinem zweiten Sieg innerhalb von acht Tagen meint Leclerc: «Die letzten zwei Stunden sind wie im Flug vergangen. Mir ging schon im Rennen sehr viel durch den Kopf, es war nicht ganz einfach, die Konzentration zu behalten. Ich glaube, Lewis war nie mehr als zwei Sekunden von mir entfernt. Ich wusste, ein Hamilton macht so gut wie keine Fehler. Ich selber habe Fehler gemacht, einmal wurde es sehr eng. Aber es hat gereicht.»

«In den letzten zwei Runden begann ich, an diesen Sieg zu glauben. Meine Reifen waren in gutem Zustand, und Valtteri verlor im Verkehr ein wenig den Anschluss. Ich erhielt etwas Atemluft. Als dann die Zielflagge fiel, habe ich am Funk nur gebrüllt, ich glaube nicht, dass mich irgend jemand verstanden hat. Auf diesem Siegerpodest zu stehen, das hat meine wildesten Phantasien übertroffen – der pure Wahnsinn.»

«Unser Reifenstrategie ist voll aufgegangen. Wir haben ja auf die harten Pirelli gesetzt im zweiten Rennteil, Mercedes wählte die mittelharten Walzen. Am schwierigsten war das Reifen-Management im ersten Teil des Rennens, mit den weichen Reifen, vor allem links hinten.»

Leclerc wollte nach dem Österreich-GP mit härteren Bandagen kämpfen. Das setzte er dann schon in Silverstone um. Und diesen Leclerc haben wir auch in Monza gesehen, gegen Hamilton. «Das Rennen in Österreich war wichtig, um zu sehen, was ich mir erlauben kann. Ich muss zugeben, gegen Lewis war das an der Grenze. Aber ich habe keine Scheu davor, hart zu fahren.»

Auf die Frage, wie sich Leclerc auf ein Wort reduziert fühle, meint er: «Erleichtert.»

«Das Rennen war 53 Runden lang, aber mir kam es viel länger vor. Umso grösser dann die Freude, als ich endlich die karierte Flagge zu sehen bekam.»

Wie schätzt Charles die Ferrari-Chancen in den kommenden Rennen ein? «Da müssen wir brav auf dem Boden bleiben. Spa-Francorchamps und Monza waren Strecken, die unserem Auto liegen, das gilt in Singapur nicht mehr. Also bleibe ich da hübsch realistisch.»

Wie sah Charles die Szene gegen Hamilton, die Lewis auf die Palme brachte und die Rennkommissare zum Zücken der schwarz-weissen Flagge? Was einer Verwarnung wie im Fussball gleichkommt. Leclerc: «Mir war klar, dass es Hamilton zur Roggia hin versuchen würde, aber ich habe ehrlich gedacht, dass ich ihm eine Wagenbreite Raum gelassen hatte. Darum war ich so überrascht, als mein Ingenieur mit das mit der Flagge sagte. Mit der Flagge an sich habe ich kein Problem.»

Wie wird sich Leclerc einst an dieses Monza-Wochenende erinnern? «An das erste Formel-1-Wochenende, an dem ich vom ersten Tag an nur an den Sieg gedacht habe. Im Rennen schweiften meine Gedanken immer wieder ab, ich dachte, wie viel ein Sieg den Tifosi wohl bedeuten würde. Ich konnte die Fans jubeln hören, und du siehst diese Tribünen, die zu 99 Prozent in Rot getaucht sind, du erkennst die Fans, wie sie von ihren Sitzen aufspringen und mit den Armen wedeln. Zwischendurch musste ich mit mir selber schimpfen: ‘Reiss dich zusammen! Konzentrier dich!’»

Seit Charles ein Knirps war, hat ihn Ferrari fasziniert: «Wie aus Instinkt war das erste Spielzeugauto, das mich interessiert hat, ein Ferrari. Später ist daraus eine Liebe erwachsen.» Dann muss Leclerc lachen. «Aber als ich das erste Mal im Ferrari-Werk war, das war mit Jules Bianchi, haben sie mich nicht in die Rennabteilung vorgelassen, ich musste draussen warten. Also das passiert mir heute nicht mehr.»

«Ferrari hat eine besondere Magie, das merkst du, sobald du nach Maranello kommst. Die Menschen dort leben ihre Leidenschaft, und diese Passion heisst Ferrari. Es ist unmöglich, sich diesem Bann zu entziehen.»


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